Deflation FAQ (Version 1.1)

Über diese FAQ

Diese FAQ will denen eine Orientierung geben, die befürchten, daß es zu einer Deflation kommt.

Diese FAQ wurde zusammengestellt, da das Wissen um die Zusammenhänge und Auswirkungen einer Deflation und wie man sich darauf vorbereiten kann leider nicht sehr verbreitet ist (die letzte Deflation in den U.S.A. liegt über 70 Jahre zurück).

Die jeweils aktuellste Version dieser FAQ findet sich auf: http://www.mhessler.de/deflation/

Warnung: Die beschriebenen Maßnahmen und Hinweise sind weder als vollständig noch als für jeden zutreffend anzusehen. Jeder muß sich selbst seine Meinung bilden und dann entsprechend handeln! Der Author kann nicht verantwortlich gemacht werden für Informationen in dieser FAQ. Verwendung auf eigene Gefahr.

Was ist Deflation?

Deflation = Ungleichgewicht auf dem Markt für Güter (und Dienstleistungen): das Angebot von Gütern und Dienstleistungen ist größer als die Nachfrage

Folge: Preise fallen

Hinweis: Der Preisverfall muß nicht alle Güter in gleichem Maße treffen; Entbehrliches und Luxusgüter (z.B. neues Auto) werden stärker im Preis fallen als Unentbehrliches (z.B. Nahrungsmittel).

Wie entsteht eine Deflation?

Stimmungsumschwung von Optimismus zu Pessimismus
Leute sparen, weniger Kreditvergabe & Kreditnahme
Weniger 'kaufbereites Geld' für Güter
Nachfrage nimmt stärker ab als Produktion folgen kann
Preise fallen = Deflation!

Warum ist eine Deflation so gefährlich (welche Auswirkungen)?

Einmal gestartet, ist eine Deflation selbstverstärkend (jeder wartet auf immer niedrigere Preise, hortet Geld => Produktion wird abgewürgt)
Jeder ist betroffen: viele Unternehmenspleiten, hohe Arbeitslosigkeit, viele Kreditausfälle
Es ist leicht, sich finanziell zu ruinieren: fast alle Investments stürzen im Wert
(Aktien, Anleihen, Immobilien stürzen sehr stark im Wert, auf möglicherweise weniger als 10% des Spitzenwertes!)
Viele Banken und Versicherungen gehen pleite, viele Anleger verlieren ihr Geld
Hohe Arbeitslosigkeit, besonders in schwachen, sowie in 'entbehrlichen' Branchen (z.B. sozialer Bereich)
Fallende Löhne verringern das für Ausgaben verfügbare Einkommen
Staat hat hohe Einnahme-Ausfälle, das führt zu sehr hohen Steuern, und viel schlechtere soziale Absicherungen (Kürzung von Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung, Sozialhilfe)
Unruhen, Zunahme der Kriminalität

Wer ist betroffen?

Jeder ist betroffen:

Unternehmer
Arbeitnehmer
Empfänger von Sozialleistungen (z.B. Rentner, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger)
Investoren in Aktien, Anleihen, Fonds
Investoren in Immobilien und Sachgütern
Kreditnehmer (z.B. junge Hausbesitzer)
Kreditgeber (z.B. Personen mit Guthaben auf dem Bankkonto)

Was sollte man tun (persönlich)?

Das oberste Gebot ist es, die eigene Liquidität und das eigene Überleben zu sichern:

Ausgaben konsolidieren und reduzieren
Auf Verlust des Arbeitsplatzes sowie Arbeitslosigkeit vorbereitet sein
Sich nicht auf Rente oder andere Sozialleistungen verlassen
Keine Schulden aufnehmen, alle Schulden zurückzahlen

In zweiter Linie gilt es, das eigene Vermögen im Erhalt zu sichern:

Schulden zurückfordern
Aktien, Anleihen verkaufen
Immobilie: wenn nicht schon komplett abbezahlt & selbst bewohnt: verkaufen (die Bank wird das Haus zwangsversteigern, sobald der Wert unter die Kreditsumme sinkt)
Sachgüter zu Bargeld machen, wenn man sie nicht unbedingt braucht (z.B. Auto)
Geld abheben bevor die Bank pleite geht
Versicherungen auf das Nötigste reduzieren; Lebensversicherungen (insbesondere fondgebundene) auflösen, solange dies noch möglich ist und dadurch wenigstens ein Teil des Investments zurückerlangt werden kann

Eine Flucht ins Ausland würde wahrscheinlich nicht helfen, da eine Wirtschaftskrise bei der heutigen Vernetzung der Wirtschaft weltweite Auswirkungen hat.

Warum bereitet sich nur eine Minderheit auf eine Deflation vor?

Weltweit haben wir uns an die vielen Jahre von Wachstum und Boom gewöhnt; Vorsorge und insbesondere die Anlage in Bargeld sind derzeit weder in Mode noch üblich. Die überwiegende Mehrheit wird die Probleme nicht wahrhaben wollen, bevor es zu spät ist. Eine Vogel-Strauß-Politik wird die Folgen jedoch nicht lindern; Berufs-Optimismus in einer Deflation kann existenzbedrohend sein!

Was, wenn ich mich nicht auf eine Deflation vorbereite?

Unvorbereitet hat eine Deflation sehr unangenehme Auswirkungen: jeder kämpft um die eigene Existenz, große Verluste/finanzieller Ruin

Kommt es trotz Vorbereitung zu keiner Deflation sind die Auswirkungen dagegen gering: sichere Anlagen wie z.B. Bargeld bringen weniger Gewinn

Kann eine Deflation verhindert werden (allgemein)?

Da sie nur die vorherigen Übertreibungen korrigiert (Optimismus, übermäßige Verschuldung insbesondere für Konsum), kann sie nur ganz verhindert werden, wenn das Handeln der Menschen nicht mehr von Ihrem Schwanken zwischen Optimismus & Pessimismus beeinflußt wird. Aufgrund der menschlichen Natur wird es daher wohl immer wieder zu optimistischen wie pessimistischen Übertreibungen kommen.

Ein Eingrenzen der Faktoren die das Ausmaß einer Deflation verstärken (z.B. Verbot von Verschuldung für Haushalte, Unternehmen, Staaten) würden Ausmaß und Auswirkungen der Schwankungen sicherlich stark verringern, problematisch ist aber die Tendenz der Menschen, im Pessimismus aufgestellten Regeln im Optimismus wieder aufzugeben.

Eins ist jedoch sicher aufgrund der historischen Erfahrungen: sobald gestartet, kann eine Deflation nicht mehr gestoppt werden, bis die Gütermärkte wieder zu einem Gleichgewicht auf niedrigerem Niveau gekommen sind; alle Versuche sind zum Scheitern verurteilt (siehe auch Japan: seit über 10 Jahren in Deflation).

Die Zentralbank kann den Ablauf nicht verhindern, da sie gegen die pessimistische Einstellung vieler Personen nichts ausrichten kann. Im Gegenteil, jeder ihrer Schritte kann bei pessimistischer Grundeinstellung eine Panik auslösen, die Geschwindigkeit und Stärke der Deflation verstärkt.

Wie erkennt man den Beginn einer Deflation?

Leute sparen, Sparen kommt in Mode
Fast alles wird billiger (große Rabatte bilden den Anfang)
Schwache Branchen kommen zuerst in Schwierigkeiten; nach Unternehmenspleiten und mehr Arbeitslosen kommt dann auch die nächst-schwächere Branche in Schwierigkeiten, bis schließlich alle Branchen betroffen sind
Es wird schwieriger & schwieriger, Kredit aufzunehmen, bis es schließlich selbst bei guter Kreditwürdigkeit unmöglich wird
Aktien fallen zuerst massiv im Wert
Aufweitung der Bewertung von Anleihen (gute bringen kaum Zinsen, schlechte müssen dagegen sehr hohe Zinsen bringen)
Schließlich Sturz der Immobilienpreise

Wie lange dauert eine Deflation?

Gute Nachricht: Eine Deflation ist zwar sehr schmerzhaft, dafür aber relativ kurz (gemessen an der Länge des vorherigen Aufschwungs).

Normalerweise kann man mit einigen Jahren rechnen (in 30ern: ca 3-5 Jahre). Es kann aber auch länger sein: Japan ist schon seit 1990 in einer Deflation!

Was passiert danach?

Im Idealfall: Neustart von niedrigem Niveau

Im schlechteren Fall: wenn aufgrund von politischem Druck während der Deflation die Geldmenge aufgebläht wurde (Drucken neuer Geldnoten), dann verhindert das zwar nicht den Ablauf der Deflation solange jeder spart & pessimistisch ist; nach Ende der Deflation sorgt die hohe Geldmenge jedoch für ein Umschlagen in Hyperinflation, die alles entwertet, was in Geld notiert ist (z.B. Ersparnisse, Bargeld). Um hohe Verluste zu vermeiden, müß man dann komplett von Bargeld in Sachgüter wechseln. Es wird sehr schwierig werden, diesen Wechsel zeitgerecht vorzunehmen!

Wo finde ich weitere Informationen?

Mehr Information darüber, warum eine Deflation wahrscheinlich ist, und welche Vorsichtsmaßnahmen zu empfehlen sind, finden sich in dem Buch Besiege den Crash (auf Englisch: Conquer the Crash) von Robert R Prechter. Ein guter Überblick über die Auswirkungen auf die Gesellschaft findet sich in Was passiert, wenn der Crash kommt von Eberhard und Eike Hamer.